Drei Velomobile stehen nebeneinander.
Velomobil: Aerodynamik, Geschwindigkeit und Witterungsschutz (Bild: Hans Engbers - stock.adobe.com )

Velomobil: Aerodynamik, Geschwindigkeit & Witterungsschutz

Velomobil: Schnell, wetterfest & nachhaltig – erfahre in diesem Artikel, ob das vollverkleidete Liegerad eine echte Alternative zum Auto für dich sein kann!

  • 5 Min.
  • 16/07/2020 - 15:12
  • Tim von linexo
  • Auf einen Blick

Das Velomobil – ein futuristisches Gefährt, das Geschwindigkeit mit Komfort und Effizienz verbindet. Es ist zwar nicht sonderlich weit verbreitet, der an eine Rakete erinnernde, vollverkleidete Liegeradtyp zieht mit seinem außergewöhnlichen Design unweigerlich alle Blicke auf sich und ermöglicht dank seiner Stromlinienförmigkeit schon bei mäßiger Anstrengung hohe Geschwindigkeiten. Doch was ist ein Velomobil eigentlich genau? Worin bestehen die Vor- und Nachteile, und inwiefern unterscheidet sich das Velomobil von einem normalen Liegerad? Ist es gefährlich, sich mit dem Velomobil in den Straßenverkehr zu wagen und stellt das Velomobil eine Alternative zum Auto dar? 

Antworten auf all diese Fragen findest du in diesem Artikel. Zudem erfährst du, welche Velomobil-Arten es gibt, ob sich die Anschaffung für dich lohnt und mit welchen Kosten du rechnen musst.

Aufbau und Ausstattung eines Velomobils

Im Prinzip handelt es sich bei einem Velomobil um ein Liegerad mit Vollverkleidung. Alltags-Velomobile sind in der Regel Liegerad-Trikes, haben also drei Räder, um Kippsicherheit zu gewährleisten. Zudem erleichtert das dritte Rad Ein- und Aussteigen, Losfahren und Anhalten. 

Die Karosserie des Velomobils besteht häufig aus glasfaser- oder carbonfaserverstärktem Kunststoff (GFK oder CFK), seltener aus Aluminium. Im Inneren befinden sich ein Sitz, Pedale und ein Lenker. Meistens verfügt ein Velomobil über Scheiben- oder Trommelbremsen, die Schaltung entspricht der eines herkömmlichen Fahrrads. Ein Velomobil mit Straßenzulassung ist rechtlich dem Fahrrad gleichgestellt und verfügt natürlich über eine entsprechende Beleuchtung und eine helltönende Klingel. Stauraum für Gepäck findet sich üblicherweise im Heck des Liegerads. 

Vielseitigkeit im Einsatz: Einige Modelle erlauben es, das Hardtop zu entfernen – du kannst also auch „oben ohne“ fahren oder ein leichtes Regenverdeck nutzen. Manche Velomobile (z. B. von Leitra) lassen sich vollständig entkleiden und wie ein normales Liegerad nutzen. 

Die zwei Haupttypen: Renn- und Alltags-Velomobile

Im Folgenden soll es um die beiden Hauptvarianten des Velomobils gehen: das Renn-Velomobil und das Alltags-Velomobil.

  1. Das Renn-Velomobil

    Das in der Regel zweirädrige Renn-Velomobil ist quasi der Sportwagen unter den Liegerädern – hier geht es in erster Linie um die Velomobil-Geschwindigkeit. Um eine optimale Aerodynamik, geringes Gewicht und einen möglichst kleinen Rollwiderstand zu erzielen, hat ein Renn-Velomobil häufig geschlossene Böden und Radkästen, eine lange Karosse, einen kleinen Einstieg und geringe Bodenfreiheit. Das führt zu begrenzterem Platz für den Fahrer, verringerter Kippsicherheit, einem größeren Wendekreis und Einschränkungen hinsichtlich der Wahl des Untergrunds: Diese Velomobil-Renner eignen sich vor allen Dingen für gut asphaltierte Straßen

    Hochwertige Renn-Velomobile kosten je nach Ausstattung zwischen 7.000 und 10.000 Euro, für ein Custom-Velomobil, also ein maßgeschneidertes Modell, musst du noch tiefer in die Tasche greifen.

  2. Das Alltags-Velomobil

    Diese dreirädrige Variante ist robuster, komfortabler und praktischer. Sie haben eine größere Karosserie und bieten entsprechend mehr Bewegungsfreiheit für den Fahrer und mehr Platz für Gepäck. Auch das Ein-und Aussteigen ist komfortabler, der Wendekreis dank offener Radkästen kleiner. Häufig ist der Boden vorne offen, sodass das Fahrzeug besser belüftet wird und der Fahrer das Velomobil mithilfe der Füße rückwärts schieben kann. Beim Alltags-Velomobil werden in der Regel größere Materialstärken und breitere, profiliertere Reifen verwendet, was zu verbessertem Personenschutz und kürzeren Bremswegen beiträgt. Die größere Alltagstauglichkeit vermindert allerdings die Velomobil-Geschwindigkeit, da das Gewicht höher und die Aerodynamik geringer ist. 

    Auf der anderen Seite bieten Alltags-Velomobile preisliche Vorteile: Ein gut ausgestattetes Modell, beispielsweise von Akkurad oder Leiba, ist bereits ab ca. 6.000 Euro zu haben.

Velomobile mit E-Unterstützung: Sinnvolle Ergänzung für mehr Komfort

Beide Typen sind schwerer als klassische Räder. Daher kann es durchaus Sinn machen, sich ein Modell mit E-Unterstützung anzuschaffen, insbesondere für weniger sportliche Fahrer oder wenn Steigungen überwunden werden sollen.

Rechtlich gesehen ist das E-Velomobil allen anderen E-Bikes bzw. Pedelecs gleichgestellt: Handelt es sich um ein echtes E-Bike, also um ein Kleinkraftrad, das sich auch ohne Pedalieren des Fahrers fortbewegt, werden Versicherung und Kennzeichen fällig. Ein Velomobil-Pedelec, das lediglich Tretunterstützung bis 25 Stundenkilometer bietet, ist rechtlich gesehen ein Fahrrad. Ausführliche Informationen zu rechtlichen Bestimmungen erhältst du auch im Artikel "E-Bike-Antrieb: Welche Unterschiede gibt es?"

 Der Einstiegspreis für gute E-Velomobile, die der Fahrradverordnung entsprechen, liegt bei knapp 8.000 Euro.

Mann mit Sonnenbrille fährt Fahrrad
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Velomobil – Vorteile und Nachteile auf einen Blick

Das Velomobil ist konstruktionsbedingt – geringer Luftwiderstand, verhältnismäßig niedriges Gewicht, gute Kraftumsetzung und minimierter Fahrwiderstand – herausragend effizient. Um mit den Worten von Helge Hermann zu sprechen, Mitinhaber von Räderwerk velomobil.eu, einem der führenden deutschen Velomobil-Fachhändler:

Noch nie war es Menschen möglich, mit so wenig Kraftanstrengung solch große Fahrleistungen zu vollbringen [...] Vor allem ist es viel weniger anstrengend, als mit dem klassischen Fahrrad: doppelt so schnell mit halb so viel Kraft. Dies ist besonders im Betrieb mit Elektromotor zu spüren, plötzlich ist der Akku fast nicht mehr leer zu kriegen.

Vorteile des Velomobils Nachteile des Velomobils
Hohe Geschwindigkeit bei wenig Kraftaufwand Sperrig: schwieriger Transport und Parken
Ideal für Pendler und Langstreckenfahrer Nicht für ÖPNV geeignet
Hohe Kippsicherheit / weniger Stürze Höheres Gewicht wirkt sich auf Anfahren und Beschleunigung aus
Wetterunabhängigkeit – Ganzjahresbetrieb möglich Relativ hohe Anschaffungskosten
Gute Belüftung: kühl im Sommer, warm im Winter Wenige spezialisierte Werkstätten
Guter Unfallschutz durch feste Karosserie  
Zusätzlicher Stauraum hat kaum Einfluss auf Fahrverhalten  
Rechtlich oft wie Fahrrad nutzbar – keine Kfz-Steuer oder Zulassung nötig  
Geeignet für Senioren und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen  

Velomobil – gefährlicher als ein Fahrrad?

Die meisten Menschen halten die Unfallgefahr bei einem Velomobil für deutlich erhöht – tatsächlich bietet es aber im Falle eines Falles aufgrund seiner Vollverkleidung aus Glas- oder Kohlefaser mehr Schutz als ein herkömmliches Zwei- oder Dreirad. Zudem ist die Sturzhöhe wesentlich geringer als beim Fahrrad. Auch andere Unfallbeteiligte sind aufgrund der glatten, nachgiebigen Oberfläche des Velomobils viel besser vor Verletzungen geschützt. Andererseits erzielt ein Velomobil insbesondere auf freier Fläche teilweise sehr hohe Geschwindigkeiten, was die Schwere eines Aufpralls für Fahrer und Unfallgegner erhöhen müsste – belastbare Zahlen und Statistiken zu derartigen Unfällen von und mit Velomobilen gibt es bislang nicht.

Die größten Bedenken bezüglich des Velomobils bestehen darin, von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen zu werden. Alltags-Velomobile haben allerdings eine Augenhöhe, die mindestens jener eines Sportwagens entspricht, diverse Modelle sind sogar deutlich höher. Zudem nutzen viele Velomobil-Fahrer eine Fahne am Heck, die zusätzlich auf das Gefährt aufmerksam macht. Insgesamt lässt sich sagen, dass es keine Hinweise auf eine größere Unfallgefahr bei Velomobilen gibt.

Ein Mann fährt in einem roten Velomobil auf einer Straße
Entdecke alle Vor- und Nachteile des Velomobils (Bild: radarman70 – stock.adobe.com )

Velomobil – eine Alternative zum Auto?

Der Begriff „Velomobil“ setzt sich aus „Velo“ (Fahrrad) und (Auto-)„mobil“ zusammen. Das kommt nicht von ungefähr, handelt es sich beim Velomobil doch quasi um einen Hybrid dieser beiden Fahrzeugarten. Ob du deinen PKW vollständig durch ein Velomobil ersetzen könntest, hängt stark von deinen persönlichen Umständen und Bedürfnissen ab. Bei einer mehrköpfigen Familie mit ausgesprochen weiten Arbeits- und Schulwegen ist der Verzicht aufs Auto natürlich eher problematisch – und wenn man für jedes Familienmitglied zusätzlich ein Velomobil kaufen möchte, stellt das eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Generell bietet ein Velomobil jedoch bislang ungeahnte Möglichkeiten hinsichtlich der zu bewältigenden Strecken: Ein täglicher Arbeitsweg von beispielsweise 50 Kilometern ist durchaus machbar.

Auch angesichts der Herausforderungen von Verkehrs- und Umweltpolitik bietet das Velomobil eine echte Alternative, denn es fährt klimaneutral und könnte dazu beitragen, die Verkehrssituation in den Städten zu entzerren. Die Tatsache, dass ein gutes Velomobil relativ kostspielig ist und es nur wenige Servicepartner in Deutschland gibt, hängt nicht zuletzt mit der bislang geringen Verbreitung dieses Fahrradtyps zusammen: Eine höhere Nachfrage würde höchstwahrscheinlich eine Preisverringerung und definitiv eine Erhöhung von velomobilkundigen Fahrradwerkstätten nach sich ziehen.

Velomobil – passt ein solches Trike zu dir?

Dass ein Velomobil diverse Vorteile bietet, liegt auf der Hand. Wovon wir bislang noch nicht gesprochen haben, sind Fahrspaß, Freiheit und Mobilität von denen Velomobil-Besitzer schwärmen. Ob als Langstrecken-Pendlerbike oder Reiserad: Wer ein Velomobil sein Eigen nennt, ist in der Regel schwer davon begeistert.

Wenn du dich für ein Velomobil interessierst, ist es definitiv sinnvoll, eine längere Probefahrt mit dem Wunsch-Velomobil unternehmen. Dabei solltest du eine Strecke wählen, die dem späteren Einsatzzweck entspricht. Wenn du hauptsächlich außerhalb geschlossener Ortschaften unterwegs sein möchtest, nützt dir eine Probefahrt in der Innenstadt herzlich wenig – und umgekehrt. Zudem solltest du folgende Aspekte bedenken:

  • Welche Velomobil-Geschwindigkeit möchtest du durchschnittlich erzielen?
  • Möchtest du bei schönem Wetter auch ganz ohne Verkleidung fahren können?
  • Passt das Modell zu deiner Körpergröße? (Länge des Fahrzeugs)
  • Hast du ausreichend Bewegungsfreiheit (Abstand Außenhülle zum Körper)
  • Ist der Sitz passend für dich?
  • Lässt sich der Sitz in Länge und Neigung anpassen, sodass auch weitere Personen mit dem Velomobil fahren können?
  • Brauchst du ein Fahrzeug mit besonders guter Federung für schlechte Fahrbahnen?
  • Wie viel Stauraum für Gepäck benötigst du?
  • Wie leicht fällt dir das Ein- und Aussteigen?
  • Lässt sich im Bedarfsfall eine E-Unterstützung nachrüsten?

Teste nach Möglichkeit mehrere Modelle, um einschätzen zu können, welches Velomobil am besten für dich geeignet ist – und nutze eine umfassende Kaufberatung beim Velomobil-Spezialisten, bevor du dich endgültig entscheidest.

Fazit: Lohnt sich ein Velomobil?

Ein Velomobil ist ein innovatives, effizientes und umweltfreundliches Fortbewegungsmittel. Wer Wert auf Fahrkomfort, Geschwindigkeit und Unabhängigkeit vom Wetter legt, wird mit einem Velomobil viel Freude haben – ob als Alltagsgefährt, Pendlerbike oder Reisebegleiter. Die Investition lohnt sich vor allem bei regelmäßiger Nutzung und ausreichender Planung. Eine Probefahrt ist unerlässlich, um Modell, Sitz und Ausstattung ideal auf dich abzustimmen.

  • FAQ

Häufige Fragen zum Velomobil

Wie viel kostet ein Velomobil?

Die Preise variieren je nach Ausstattung und Einsatzbereich:

  • Alltagsmodelle starten ab ca. 5.000 €
  • Rennvelomobile kosten zwischen 7.000 und 10.000 €
  • E-Velomobile beginnen ab etwa 8.000 €
    Custom-Modelle können deutlich teurer sein.
Wie hoch ist die Höchstgeschwindigkeit eines Velomobils?

Ein trainierter Fahrer kann mit einem Velomobil auf ebener Strecke Geschwindigkeiten von 40–50 km/h erreichen – bei Rennmodellen sogar mehr. Mit E-Unterstützung (Pedelec) sind maximal 25 km/h erlaubt, bei S-Pedelecs oder E-Bikes bis zu 45 km/h – je nach Zulassung.

Welche Velomobile gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man:

  • Alltags-Velomobile (komfortabel, alltagstauglich, meist 3 Räder)
  • Renn-Velomobile (leicht, aerodynamisch, meist 2 Räder)
  • E-Velomobile (mit elektrischer Tretunterstützung)
    Zudem existieren wandelbare Modelle mit teilweiser oder kompletter Demontage der Verkleidung.

 

Wo darf man mit einem Velomobil fahren?

Ein Velomobil gilt rechtlich als Fahrrad oder Pedelec (bis 25 km/h) und darf auf Radwegen, Fahrradstraßen sowie der regulären Fahrbahn gefahren werden – ausgenommen sind Velomobile mit 45 km/h-Zulassung, die auf der Straße bleiben müssen.

 

Braucht man für ein Velomobil einen Führerschein?

Nein, nicht, solange es sich um ein Pedelec oder „Fahrrad-Velomobil“ handelt. Nur Modelle mit Gasgriff oder mehr als 250 W Dauerleistung erfordern eine Zulassung.

Ist ein Velomobil im Winter fahrbar?

Ja! Dank geschlossener Karosserie, isolierendem Aufbau und optionaler Heizung ist ganzjähriges Fahren problemlos möglich.

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